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E s ist ganz und gar kein Widerspruch, wenn die Eleganz des 911 Targa 4S über uraltes Kopfsteinpflaster und durch enge, verwinkelte Gassen schleicht. Lübeck hat die unverwüstliche Ausstrahlung großer Zeitlosigkeit. Das mag am Wissen um die Geschichte dieser Stadt liegen, vor allem aber auch an den hohen Fassaden der Bürgerhäuser. Der alte Hansestolz. Wenn man dann aber im Sommer auf den Treppen- stufen am Ufer der Trave sitzt, in einer Schar überdrehter Studenten, ist Lübeck ganz an- ders. Lebhaft, offen und freundlich. Einfach nur eine schöne Stadt mit viel Wasser drum herum und dem Meer in Möwenflugweite. Let’s roll. Unsere Designikone kurvt und schnurrt über jahrzehntealte Bodenwellen und geflickte Schlaglöcher. Inmitten von großen Feldern ziehen sich die Alleen durchs Land. Wie sie mit ihren Bäumen ins Weite streben, mit der Sonne tanzen und der Seele guttun. Und wie sie dabei ihre unzähligen Geschichten erzählen, die noch viel, viel weiter zurück- reichen, als es das Design eines Sportwa- gens könnte. Immer wieder tauchen kleine Gehöfte auf, der Charme dieses grünen, lichten, vielfältigen Landes ist unwider­ stehlich. Kurven sind hier Mangelware und die Straßen im Westen kahl, aber dafür sind sie sicher und gerade. Sie haben etwas Beruhigendes. Bei Boltenhagen landen wir zum ersten Mal wieder an der Ostsee, bei Niendorf führt die Straße direkt am Ufer entlang, es wechseln sich Kinderferienlager und alte Türme der DDR-Grenzwacht ab. Dann geht es erneut mit etwas Abstand zum Wasser in Richtung Wismar. Die zweite Ostsee-Hansestadt auf unserer Etappe lächelt pittoresk und ruhig in den Sommertag: bunte Sonnenschirme vor Restaurants, Kinder, die in den Wasser- rinnen an der Krämerstraße plantschen und dabei Schokoladeneis balancieren, während reiche Japanerinnen im Kimono und auf Bambussandalen aus dem Luxushotel oben am Marktplatz trippeln und sich neugierig in diesen Mikrokosmos des fremdartigen Europa stürzen. Und weiter geht’s. Alleen, die an allem vorbeikommen, was mit „-dorf“ aufhört oder mit der alten slawischen Namensendung „-ow“. Hier ist die Welt in Ordnung, in Groß Strömkendorf, Boiensdorf, Teßmannsdorf, Roggow, Blengow und Russow. Wir sagen Hallo am alten Leuchtturm von Bastorf, und ab dann wird es elegant. Nach Kühlungs- born kommt Heiligendamm – wir haben das Reich der alten Seebäder erreicht. Respekt- einflößende, strahlend weiße Hotelanlagen der Kaiserzeit. Beinahe meint man, die einspännigen Kutschen, die steifen Fräcke und Melonenhüte, die hochgeschlossenen Sommerkleider und rüschenverzierten Sonnenschirme von damals zu sehen. Ein klein wenig ist die Zeit stehen geblieben. Bei Stralsund – 260 Kilometer nach unserer Abfahrt in Lübeck – haben wir Rügen er- reicht. Und treffen auf ein kleines Stück Dänemark: Bei der Fahrt über den Strela- sund zwischen Festland und der Insel Rügen schauen wir hinunter nach Dänholm. Die kleine Insel diente bereits den Wikingern als Ausgangspunkt für Raubzüge an der Ost- seeküste – heute nutzt die riesige Schräg- seilbrücke nach Rügen das kleine Eiland als letzten Absprung vor dem Flug zwischen den Welten. Eben noch das emsige Treiben rund um Rostock und Stralsund, nun die langsame Gangart der Insel. Unseren 911 Targa zieht es immer weiter nach Osten. Der Himmel hat inzwischen eine gelb- lich-graue Färbung angenommen. Nichts da von steifer Brise, die Luft ist schwül, aber der Fahrtwind kühlt sie angenehm, während am südlichen Horizont raben- schwarze Hitzegewitter stehen. Der Wagen klebt auf den engen Straßen, gleitet wie auf Schienen durch die schmalen Kurven. In Binz eröffnet sich eine Perspek­ tive, nach der sich das Herz schon seit Kilometern sehnt: Meerblick. Wir riechen das Salz in der Luft und genießen es schließlich auf dem Teller. In nostalgischem Ambiente beim Ostseedorsch. Und jetzt haben wir auch genug Energie, um die restlichen 70 Kilometer rund um Rügen zum Abschluss zu bringen. Hinter Sassnitz finden wir einen Parkplatz und marschieren durch den Nadelwald in Richtung Meer. Die Kreidefelsen am Königsstuhl gehören seit Caspar David Friedrich zur deutschen Folk- lore, aber auch ganz ohne Romantik kann man nicht auf Rügen gewesen sein, ohne an der Viktoriasicht den Steilklippenblick über die Ostsee in Richtung Polen genossen zu haben. Wie im Traum geht die Fahrt nach Norden weiter, über das Lange Moor zum Kap Arkona. Draußen auf der royalblauen Ostsee ziehen große weiße Schiffe, aus Lübeck und Warnemünde kommend, nach Polen und Lettland, sogar bis Sankt Petersburg. Irgendetwas in uns zieht mit. Sie lieben Kurven und aufregende Strecken mit tollen Ausblicken? Dann ist Stefan Bogner der Mann Ihres Vertrauens. Exklusiv für Porsche Times hat der „CURVES“-Macher ganz besondere Touren in Deutschland zusammengestellt. Den Anfang macht ein sommerlicher Ausflug an die Ostseeküste: von Lübeck nach Rügen. Stefan Bogners „Curves – Soulful Driving“ ist ein Liebhabermagazin für passionierte Autofahrer, die nur eines im Kopf haben: Kurven, Kurven, Kurven. Sie erhalten es bei uns im Porsche Zentrum Hofheim. powered by 911 Targa 4S · Kraftstoffverbrauch (in l/100 km) innerorts 15,0–13,3 · außerorts 8,0–7,6 · kombiniert 10,3–9,9; CO₂-Emissionen (in g/km) kombiniert 235–227 UNTERWEGS 17

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